Der Meraner Unternehmer Paolo Viskanic
Seine Projekte machen Städte rund um den Globus grüner
Im Herbst 2021 von Eva Pföstl
Merans Grünanlagen sind ein Markenzeichen der Kurstadt und jeder Meraner sollte es mittlerweile wissen: Genau geplante, geschützte und gut verwaltete öffentliche Grünanlagen sind die einzige Chance, um unsere Stadt für den Klimawandel zu wappnen und die Gesundheit der Stadtbewohner langfristig positiv zu beeinflussen. Dafür muss das urbane Grün jedoch, wie jede andere Infrastruktur auch, gepflegt und intelligent verwaltet werden. Nicht zuletzt, um langfristig Kosten zu sparen. Wie lassen sich jedoch die Grünanlagen optimal planen, pflegen und verwalten? Allein entlang Merans Straßen und in den öffentlichen Parks stehen über 10.000 hochstämmige Bäume, die es im Auge zu behalten gilt. Zudem sind ¾ der Meraner Grünflächen in Privatbesitz.
„Wir haben in Sachen Grünanalgen und Umweltmanagement innovative Lösungen gefunden“, sagt Paolo Viskanic. Der Meraner ist Mitbegründer des Unternehmens R3GIS, das heute seinen Sitz im NOI Technologiepark in Bozen hat. „Seit 18 Jahren entwickeln wir benutzerfreundliche Web-Lösungen zur Verwaltung raumbezogener Daten“, so Viskanic. „Eines unserer Steckenpferde ist dabei die Verwaltung öffentlicher Grünflächen. In diesem Bereich arbeiten wir bereits mit 200 öffentlichen Verwaltungen im In- und Ausland zusammen.“ Das Zauberwort hierfür nennt sich: GIS, geografisches oder Geoinformationssystem. Dieses füttert eine Plattform mit jeweils aktuellen Daten.
Paolo Viskanic, Agronom und auf tropische und subtropische Landwirtschaft spezialisiert, hat bereits in den 90er-Jahren damit begonnen, sich auf diesem Gebiet zu spezialisieren. Aus gutem Grund: Die elektronische Erfassung, Bearbeitung, Organisation und Analyse räumlicher Daten ermöglicht es, mithilfe entsprechender Applikationen zunächst einen guten Überblick über das öffentliche Grün zu bekommen. Zugriff auf die relevanten Daten haben die Stadtgärtnereien und jene Personen, die mit den Arbeiten betraut sind. Die Notwendigkeit effizienter Grünanlagenverwaltung hat auch die italienische Regierung erkannt. Sie hat im vergangenen Jahr ein Dekret erlassen, welches Umweltkriterien zur Führung öffentlicher Grünanlagen festlegt: Minimalstandards sind vorgesehen und jede Gemeinde mit über 15.000 Einwohner muss ein eigenes Kataster über die Bäume und die Grünflächen erstellen. Dabei orientieren sich die staatlichen Stellen am Modellbeispiel, das Viskanic im Auftrag der Stadt Mailand in Zusammenarbeit mit dem Mailänder Polytechnikum erarbeitet hat.
Es handelt sich um eine Plattform, die neben der geografischen Verortung alle möglichen Aspekte von Grünflächenmanagement berücksichtigt und koordiniert: Pflegeeingriffe in Beeten oder bei Bäumen, Neupflanzungen, ja sogar die Wartung der Geräte auf Spielplätzen des öffentlichen Grüns lassen sich damit effizient dokumentieren, verwalten und auch abrechnen. Mailand hat 230.000 Bäume im öffentlichen Grün und 30.000 Bäume müssen jährlich genauer inspiziert werden. Und Mailand gibt jedes Jahr 20 Millionen Euro für die Instandhaltung seiner Grünanlagen aus. Es rechnet sich schnell, wenn effizient verwaltet und abgerechnet werden kann.
Viskanic wurde mit seiner Plattform zum gefragten Impulsgeber für mehrere europäische Umweltministerien! Der Weg dorthin hat in Meran begonnen, erklärt der Unternehmer. „Auf die Idee einer GIS basierten Verwaltung hat mich der damalige Chef der Stadtgärtnerei, Francesco Decembrini, gebracht, der nach einem System suchte, mit dem sich die weit über 100 Jahre alten Bäume besser kontrollieren ließen.“ Viskanic hatte zuvor sechs Jahre in Ostafrika im Auftrag der Vereinten Nationen verschiedene GIS- Projekte betreut und dabei lernte er das Geoinformationssystem zu nutzen. Diese GIS basierten Datenbanken waren die Grundvoraussetzung, um in Uganda neue Schutzgebiete auszuweisen. Als er nach Meran zurückkam, begann er mit der Erstellung des Baumkatasters. Ein solches wollte in Folge dann auch die Stadt Mailand und so habe es begonnen, sagt er. Die Nachfrage veranlasste Viskanic, 2003 mit einigen Partnern eine eigne Firma zu gründen. Heute beschäftigen sie 18 Mitarbeiter. Seine Plattform „GreenSpaces“ ist heute italienischer Standard und ein Instrument, das in 200 Städten in Europa genutzt wird, darunter Mailand, Rom, Krakau, die Gärten des Vatikans u.v.a.